„Man darf auf der Welt ohne Normierungen leben, und die eigene Sichtweise darauf ganz frei wählen: ob mit weit offenen Augen, oder unter der Hand hindurch, durch die gespreizten Finger, durch ein kleines Fensterchen oder hinter einem Tor versteckt.
Die Welt wird sich dadurch kein wenig ändern. Es kommt nur auf die Augen an – In weit offenen spiegelt sich die ganze Epoche, in verkniffenen nur eine Ansammlung von Banalitäten.“
Lina Kostenko (ukrainische Dichterin)
Erkenntnisreich – so würde ich das “Corona-Jahr 2020/2021” mit einem Wort beschreiben. Warum gerade dieses Wort? – In meinen Augen zeigte uns diese Zeit ganz deutlich, daß es auf den Blickwinkel ankommt: Grenzen oder Brücken? Abstand oder Nähe (körperlich, seelisch, geistig)? Isolation oder Kooperation? Hindernisse oder Möglichkeiten?
Das Corona-Jahr des Anthropos-Ukraine hat die Weltanschauungen aller Beteiligten verändert. Wir wissen jetzt, daß ehrliche Neugier und Interesse, auch durch die Computerbildschirme hindurch, leuchten und seelische Wärme vermitteln können, trotz Abstand und technischer Herausforderungen. Wir wissen, daß Probleme uns kreativ machen können; so ist, dank der Initiative und Organisation von Prof. Olena Sydorenko, dieses Jahr zur Geburtsstunde eines neuen Formats unserer Treffen – per Zoom – geworden und zahlreiche Videos und Podcasts sind zu aktuellen Themen entstanden. Wir wissen, wie wichtig es sein kann, füreinander da zu sein, und haben die ehrlichen und offenen zwischenmenschlichen Beziehungen ganz besonders zu schätzen gelernt. Und ich bin mir sicher, daß jeder von uns in diesem Jahr einige wichtige Erkenntnisse über sich selbst, seine Beziehungen und Prioritäten, über Autarkie und Freiheit, Stärke und Kreativität gewonnen hat.
Spannende Kooperationen sind in der Ukraine entstanden – mit Universitäten, Vereinen und Firmen –, denn gerade dieses Jahr gab Vielen die Möglichkeit zu erleben, wie wichtig gegenseitige Inspiration und Motivation sind. Es fanden psychologische Festivals in Zusammenarbeit mit der ‚Kiewer Universität für Handel und Wirtschaft‘, der ‚Pädagogischen Universität‘ in Uman sowie der ‚Nationalen Universität biologischer Ressourcen‘ statt, bei denen sowohl Studenten als auch Dozenten psychologischer Fakultäten ein sehr lebendiges Interesse an den Denkmodellen und Herangehensweisen der ‚Individuellen Transsystemischen Psychologie‘ (ITP) zeigten und sich unbedingt eine Fortsetzung und Vertiefung der Gespräche wünschten. Das spannende und sehr vielfältige Thema „Moderne und erfolgreiche Bildung“ wurde bei Treffen mit Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins ‚Akademie moderner Pädagogen‘ diskutiert. „Wie kann eine liebevolle und persönliche Begleitung aussehen?“, „Welche Aufgaben könnte ein Pädagoge in der Zukunft haben?“ und „Wie kann man so lehren, daß den Menschen die Freude am Lernen für ihr ganzes Leben erhalten bleibt?“ – waren einige der Themen auf der „Tagesordnung“.
Die zugewandten und tiefgehenden Seminarrunden über, mit und für den wichtigsten Menschen im Leben von jedem von uns – nämlich uns selbst – gewannen zwar ein anderes Format, wurden aber schnell über Staatsgrenzen (Rußland, Deutschland und Ukraine) hinweg sehr vertraut und familiär. Dabei setzten wir uns u.a. mit Themen wie „Lebenskrisen: Chance vs. Hoffnungslosigkeit“ oder „Die Suche nach dem Glück. Wo fange ich an?“ auseinander. „Corona vereint“ sagte Juri Deschkowitsch, Vorstandsmitglied des ‚Sojus Anthropos Kaliningrad‘; und ja, er hatte recht, denn die Atmosphäre der Verbundenheit und Nähe flog sehr schnell über weite Strecken unseres Planeten und berührte jeden zutiefst.
Dieses Covid-Jahr hat viele Fragen aufgeworfen, die unsere Gegenwart wie die Zukunft beeinflussen bzw. beeinflussen werden – zu einigen dieser Fragen sind Kurzvideos und Podcasts auf dem YouTube-Kanal von ‚Hans-Wolff Graf‘ entstanden. Schauen Sie vorbei, diskutieren Sie mit und werden Sie Abonnent des Kanals – gemeinsam überlegt es sich vielfältiger und man kommt auf Lösungen, die einen selbst überraschen!
Als Fazit bleibt mir die Dankbarkeit für jeden, der die kleineren und größeren Projekte des Vereins ‚Anthropos-Ukraine – Für die Kinder dieser Welt‘ auch in dieser verrückten Zeit ermöglicht hat – durch Wärme und Menschlichkeit, gegenseitiges Interesse und gegenseitige Achtsamkeit sowie Mut und Flexibilität sind viele Grenzen und Begrenzungen überwunden und neue Möglichkeiten und Chancen ergriffen worden.
In Dankbarkeit für die Anthropos-Sonnenstrahlen, die aus dem grauen verregneten Himmel entstehen konnten,
Anastasiia Sydorenko