Bilanz unserer Arbeit von August 2015 bis Juli 2016
Auch in diesem Jahr möchten wir mit der Erstellung des Jahresberichts die Mitglieder, Freunde, Helfer und Sponsoren des Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt über die vielen verschiedenen Tätigkeiten informieren.
Den größten Anteil unserer Tätigkeit nahmen dabei auch in diesem Jahr unsere langjährigen Projekte im Kaliningrader Gebiet ein. Einige Berichte hierüber werden in diesem Anthropos-Report beschrieben, andere finden Sie auf unserer stetig erweiterten – und bald auch für verschiedene Formate/Endgeräte modernisierten – Website www.anthropos-ev.de.
Neue Keime unserer Arbeit wurden durch unser junges Mitglied Anastasiia Sydorenko aus Kiew, die in München studiert und an unseren „Internationalen Gesprächsrunden“ teilnimmt, gelegt. Sie wurde von der „Anthropos-Idee“ so sehr berührt, daß sie Hans-Wolff Graf und Nicola Trautner nach Kiew einlud, um diese dort vorzustellen.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Olena Sydorenko organisierte sie sowohl im März 2016 als auch Ende Mai 2016 eine Reise, auf der wir Menschen und Organisationen kennenlernten, die uns einerseits das Leben in der Ukraine und Kiew nahebrachten, andererseits an einer Zusammenarbeit und sogar an der Gründung eines „Sojus Anthropos Ukraine“ Interesse zeigten. Das wäre dann der dritte Anthropos-Verein – ein wirkliches Ziel!
An dieser Stelle schon ein herzliches Dankeschön – diakuyu! – an Olena und Volodymyr Sydorenko für ihre liebevolle Gastfreundschaft und die unermüdlichen Fahrdienste durch Kiew, sowie für die permanente, liebevolle Übersetzungsarbeit von Anastasiia. Lesen Sie hierzu die Berichte auf den Seiten 36 und 41 im Anthropos-Report 2016.
Aber auch in München entsteht eine immer größere Gruppe von Anthropos-Mitgliedern und -Freunden, die sich regelmäßig zu den ‚Internationalen Gesprächsrunden‘ trifft und sich tatkräftig engagiert. So hat sie im Juli 2016 auf dem ‚SeeGespräche-Sommerfest‘ einen großen Kinderbereich organisiert und gestaltet – mit Malwiese, Tipi, Jonglieren, Stelzenlaufen, Geschichten erzählen, Kinder-Talkshow, u.v.m. Für die ideenreiche, tatkräftige und finanzielle Hilfe unseres neuen Mitglieds Petra Maria Cremer bedanken wir uns recht herzlich.
Zu diesem Anlaß haben wir eine Umfrage, ähnlich wie bereits 1992 und 1993, ins Leben gerufen, die an junge Menschen gerichtet ist – die „Zukunftswerkstatt – Umfrage 2016“ –, die auch in Kaliningrad und Kiew großen Anklang fand bzw. sogar erweitert wurde. Ausführliche Berichte und die Antworten der Kinder finden Sie im Anthropos-Report 2016 auf den Seiten 22 bis 33.
Leider müssen wir für den Zeitraum dieses Reports feststellen, daß sich das politische Umfeld sowohl in Kaliningrad als auch in Kiew seit der sog. „Ukraine-Krise“ zwischen Deutschland und Rußland wie auch zwischen der Ukraine und Rußland noch nicht wirklich verbessert hat.
Von unseren russischen Partnern im Gebiet Kaliningrad gibt es jedoch immer wieder starke Signale für den weiteren Ausbau unserer freundschaftlich-partnerschaftlichen Zusammenarbeit nach den Prinzipien der Völkerverständigung – Hilfe zur Selbsthilfe, Entwicklung und Förderung von Kindern und Jugendlichen über Grenzen hinweg.
Aus Kiew können wir berichten, daß – ähnlich wie bei uns – die Berichterstattung der Medien nicht dazu beiträgt, den Haß auf die Russen, die ja im Osten die Ukraine angegriffen haben sollen, zu revidieren.
Diese politische Situation, die wir in beiden Ländern und auch bei uns erleben, hat Hans-Wolff Graf dazu bewogen, zusätzlich zu der seit Dezember 2014 bestehenden ‚Internationalen Friedenserklärung‘, eine FRIEDENSBOTSCHAFT zu verfassen. Diese Friedensbotschaft spricht für sich und ruft alle Menschen auf, sich zu erheben. Sie ist ein Appell an die Menschlichkeit, an die Gemeinschaft und vor allem an eine, uns allen innenwohnende, friedvolle und aktive Selbständigkeit. Sie soll einen Friedens-Samen säen, der von der Ukraine, Rußland und Deutschland aus um die ganze Welt wachsen könnte… Auf Seite 48 im Anthropos-Report 2016 und auf unserer Website!!! können Sie diesen bewegenden Text lesen.
Ferner werden Anthropos-Mitglieder aus Kaliningrad und Deutschland eine Friedensaktion im August unterstützen, die von Menschen aus Rußland und Deutschland organisiert wird – die ‚Friedensfahrt 2016 von Berlin über Kaliningrad nach Moskau‘. Angesichts der wachsenden Spannungen durch NATO-Manöver rings um das Kaliningrader Gebiet und die sichtbare Aufrüstung in Polen und den Baltischen Staaten, wurde diese Initiative in Leben gerufen. Eine Gruppe von engagierten Menschen – jung bis alt – wird mit ca. 200 Fahrzeugen im Konvoi den anstrengenden Weg nach Moskau machen, um Freundschaften (Druschba) zu säen bzw. diese auszubauen und den Bevölkerungen Deutschlands und Rußlands zu signalisieren: „Wir wollen keinen Krieg und keine Spannungen zwischen unseren Ländern. Wir wünschen uns den Dialog mit unseren Mitmenschen“. Auf der Website www.druschba.info gibt es nähere Informationen hierzu. Wir werden im nächsten Anthropos–Report darüber berichten.
Wir freuen uns sehr darüber, den schon bisher freundschaftlich mit uns verbundenen Verein „Frieden durch Kultur“ und dessen Gründer als Mitglieder beim Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt begrüßen zu dürfen. Die Mitglieder dieses Vereins waren maßgeblich daran beteiligt, unsere ‚Internationale Friedenserklärung‘ zu verbreiten und zahlreiche Übersetzungen zur Verfügung zu stellen.
Die Frieden-stiftenden Ideen, Gedanken und Aktionen dieses Vereins sind auf der Website www.peace-through-culture.org/de in den Sprachen Englisch, Deutsch und Russisch nachzulesen.
Anthropos-Mitglieder besuchen Kaliningrad
Im September 2015 hatten die Anthropos-Mitglieder Kai-Uwe Funk, Tina Schindler, Frank Amann und Nicola Trautner aus Deutschland die Gelegenheit, zahlreiche Projekte im Kaliningrader Gebiet zu besuchen und sich einen Eindruck vor Ort zu machen. Das große Interesse der Gruppe an den Projekten ‚ihres‘ Anthropos e.V. im Kaliningrader Gebiet und den geschichtlichen Hintergründen sowie die tatkräftige Hilfe im Natur- und Umweltschutzzentrum waren eine große Freude.
Kai-Uwe Funk – September 2015
Lieber Jürgen,
die gemeinsamen Tage mit Dir im Oblast Kaliningrad waren phantastisch. Historisch fand ich unsere Rundreise richtig spannend und es war schon unglaublich, daß Du buchstäblich zu jedem Gebäude und „Stein“ etwas sagen konntest. Einige Male fühlte ich mich richtig in das Ostpreußentum zurückversetzt. Jahreszahlen und Geschichte flogen uns nur so um die Ohren, und die von Dir ausgesuchten Ziele mit den dort vor Ort leben Menschen war ebenfalls genial. Auch die Naturschauspiele waren ein Erlebnis wert. Ob die Moorwanderung, die Fahrten durch das Land oder der Besuch der Kurischen Nehrung. Anschließend die schöne Natur und die Ruhe in Deinem „Forsthaus“ sowie Deine Führsorge, Unterhaltung und gute Laune. Ich denke, ich kann für alle sprechen, jeder fühlte sich so richtig wohl.
Diese Tage sind mir heute noch in lebhafter Erinnerung und werden auch noch lange dort bleiben.
An Dich nochmals einen herzlichen Dank für diese inspirierenden und lebhaften Tage.
Kai-Uwe Funk
Tina Schindler und Frank Amann – September 2015
Unsere 4-tägige Kaliningrad-Reise im September 2015 bestand in einem abwechslungsreichen Potpourri an kulturellen, historischen und natürlich geographisch/geologischen „Highlights“.
Die Besichtigung der Stadt Kaliningrad, die Wanderung im Moor, der Spaziergang auf der Kurischen Nehrung, die Bewirtung einer deutschen Reisegruppe im Naturschutzzentrum Gromowo – um nur einige Punkte zu nennen, waren wirklich besonders. Aber die eigentliche Qualität dieser Reise ergab sich erst und hauptsächlich durch Jürgens Intensivbetreuung (sozusagen rund um die Uhr). Durch sein unerschöpfliches Wissen, das er uns bereitwillig zur Verfügung stellte, konnten wir vieles, was für den Normaltouristen gar nicht erkennbar wäre, in einen Kontext bringen und entsprechend vertiefte Eindrücke gewinnen. Besonders nachhaltig konnten sich folgende Eindrücke verfestigen:
Ostpreußen ist wie ein „untergegangenes Reich“; obwohl erst knapp 70 Jahre her, ist an den meisten Stellen nur etwa so viel übrig, wie von römischen Siedlungen in Germanien. Es bedarf also der Vorstellungskraft und guter Geschichtskenntnisse, wie es früher einmal war, und genau diese konnte Jürgen bei uns mit seinen Ausführungen wecken. Eine faszinierende Welt.
Darüberhinaus beeindruckt hat uns aber, daß das heutige Kaliningrad auf dem Weg in die „Moderne“, schon recht weit vorangeschritten zu sein scheint. Wo früher Einöde war, grasen heute 30.000 Rinder, die sogar Sommer wie Winter auf der Weide stehen können. Um die Fleischversorgung der Oblast Kaliningrad muß einem also keine Bange sein.
Kaliningrad kam uns wie eine Miniaturausgabe von Rußland vor. Weite Landschaften einerseits, quirliges Stadtleben (inkl. Stau) andererseits. Und der Nachthimmel über Kaliningrad oder besser gesagt über Gromowo ist wirklich etwas Besonderes.
Es hat sich sehr gelohnt, diese paar Tage zu investieren, um zu sehen, wo und wie der Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt in den letzten 24 Jahren gewirkt hat.
Danke Jürgen!
Tina Schindler und Frank Amann
Nicola Trautner – September 2015
Eine solche Reise mit unserem Koordinator Jürgen Leiste ist auch für mich, die schon mehrmals mit ihm gefahren ist, jedes Mal ein einmaliges Erlebnis. Die liebevolle und aufmerksame Begleitung sowie die Vernetzung der Projekte durch Jürgen vor Ort mit ihm zu erleben und seinen fundierten Kenntnissen der Geschichte und zur Natur zu lauschen, sind unvergeßlich!
Jeder, der es einrichten kann, sollte sich dies nicht entgehen lassen.
Nicola Trautner
„Nahrung aus Wald und Flur“ – Seminare im „Moosbruchhaus“ für Kinder und Jugendliche
Ebenfalls im September 2015 führten wir, wie im letzten Anthropos-Report bereits angekündigt, im Umwelt- und Naturschutzzentrum das erste praxisbezogene Seminar „Nahrung aus Wald und Flur“ mit Kindern und Jugendlichen durch. Dank unseres für Natur- und Umweltschutz engagierten russischen Anthropos-Mitglieds Tatiana Taletzkaja und ihren Kollegen aus der Schule in Bolschoje Issakowo sowie der tatkräftigen Unterstützung unseres Vereins, wurden diese Tage im September zu einem wirklichen Höhepunkt in Sachen Umwelt- und Naturpädagogik, der bereits im Mai 2016 mit einem zweiten Seminar seine Wiederholung fand.
Die orts- und naturkundige Galina Lewakowa aus Gromowo führte die jungen Seminarteilnehmer an geeignete Plätze im Übergangsmoor des ‚Großen Moosbruchs‘, an denen sie Pilze, Beeren und Herbstkräuter finden konnten, die dann, unter fachkundiger Anleitung von Tatiana Taletzkaja und ihren Kollegen sowie Jürgen Leiste, namentlich bestimmt wurden. Abends wurden die Funde fotographiert und schriftlich ausgewertet sowie kleine Herbarien erstellt, die anschließend prämiert wurden. Die gemeinsame Zubereitung der eßbaren Pilze, Beeren und Herbstkräuter in der Küche des „Moosbruchhauses“ mündete in einem genüßlichen kulinarischen und gemeinschaftlichen Erlebnis.
Im Mai 2016 wurde die Aufmerksamkeit der Seminarteilnehmer auf Frühlingskräuter – insbesondere Bärlauch – aus dem nahegelegenen Erlenbruchwald gerichtet. Auch dieses Seminar wurde zu einem fachkundigen, genußvollen und gemeinschaftstärkenden Erlebnis.
Alle Teilnehmer des Herbst- und Frühjahrseminars zum Thema „Nahrung aus Wald und Flur“ freuten sich über das hinzugewonnene Wissen und bekundeten ihr großes Erstaunen darüber, was „Mutter Natur“ so alles in ihrer unmittelbaren Nähe bereithält, an dem sie bislang oftmals so achtlos vorbeigelaufen waren.
Nach diesen beiden erfolgreichen Seminaren beschlossen Begleiter und Teilnehmer, diese zu einem weiteren „Traditionsprojekt“ der beiden Anthropos-Vereine werden zu lassen.
Während des Frühjahrseminars in Gromowo wurde von den Jugendlichen und Lehrern am ehemaligen ‚Arbeits- und Erziehungslager Hohenbruch‘ und an der im Juni 2015 aufgestellten Gedenktafel Hand angelegt. An der sogenannten „Kapobaracke“ des ehemaligen Lagers wurden Freilegungs- und Sicherungsarbeiten an den Fundamenten und Treppen durchgeführt, die Gedenktafel gesäubert sowie der Platz um diese herum hergerichtet.
Die Beschäftigung mit diesem dunklen Kapitel des Nationalsozialismus im jetzigen Gromowo wird im „Moosbruchhaus“ durch eine Sammlung von Dokumenten und Bildmaterialien gefördert und unterstützt. Dieser Ort ist in zunehmendem Maße für touristische Gruppen, insbesondere aus dem ‚Kernland‘ Rußland, gefragt.
Spenden und Hilfsaktivitäten
Wie in jedem Jahr wurden durch Anthropos-Mitglieder Spenden und Hilfsaktivitäten im Kaliningrader Gebiet durchgeführt und einzelne Projekte gezielt unterstützt.
So konnte bei einem der weiterhin zahlreichen Fahrten unseres Koordinators Jürgen Leiste in das Kaliningrader Gebiet neben gängigen Fahrrädern auch ein neuwertiges, für den VW-Bus „Sophia V“ ein wenig sperriges Dreirad-Fahrrad – eine Spende aus dem Oberhavelkreis – mit auf Reisen gehen. Dieses Dreirad-Fahrrad wurde an die Leiterin des „Zentrum für Soziale Dienstleistungen“, Oksana Gulakowa, übergeben, die die Koordination für die zeitliche Zuteilung übernommen hat. Aus ihren Kenntnissen der sozialen Situation im Gebiet Osjorsk und mithilfe von Frau Anna Petrowa wird das Dreirad-Fahrrad in den drei Gemeinden Malzewa, Abelina und Nekrasowa an alte und gehbehinderte Menschen zeitweise ausgeliehen, was diesen das Leben in ihrer ländlichen Region wesentlich erleichtert. Ein großer Dank von dort an die Spender!
Im Dezember 2015 startete unser langjähriges Mitglied Gerhard Steger wieder seine jährliche Spendensammelaktion, die die Anthropos-Partner in Kaliningrad für ihre Feierlichkeiten zum Jahreswechsel freudig entgegennahmen und die mit Hilfe unseres Koordinators Jürgen Leiste an diejenigen weitergegeben wurden, die es wirklich nötig haben. Diese jahrelange Hilfsbereitschaft von Gerhard Steger und all seinen Helfern aus dem Oberhavelkreis des Landes Brandenburg ist bereits „sprichwörtlich“ – einmal mehr: Herzlichen Dank!
Zum wiederholten Male plant Gerhard Steger gemeinsam mit der Gemeinde Weetze (NRW) im Oktober 2016 den Kinder- und Jugendchor „Mladuschka“ in Deutschland zu empfangen; inzwischen bereits in dritter Generation nennen ihn die Chor-Mitglieder liebevoll „Großväterchen Gerhard“.
Auch auf seiner privaten Urlaubs-Reise Ende Mai/Anfang Juni 2016 ins Kaliningrader Gebiet ließ Gerhard Steger es sich nicht nehmen, zum Internationalen Kindertag den Kindergarten Nr. 30 in Uschakowo, die Jugendclubs in Lwowskoje, Krasnolesje und Prochladnoje sowie das Sozialzentrum in Osjorsk zu besuchen und dort Sach- und Geldspenden zu übergeben. Diese Reise ermöglichte unser Anthropos-Freund und -Helfer Roland Klein, für den es nichts Neues ist, sieben Stunden Wartezeit bei der Ausreise aus Kaliningrad nach Polen zu ertragen, die leider durch polnische Zöllner und Grenzbeamte verursacht wurde. Immer wieder werden gerade von polnischer Seite die polnisch-russischen Beziehungen durch derartige Aktionen belastet.
Die Leiterin des Kindergartens in Krassnolessje, Irina Tambulatowa, bekam zum Kauf von Spielgeräten für den Kinderspielplatz des Kindergartens in Krasnolessje finanzielle Unterstützung. Die Kinder dankten es mit fröhlichen, strahlenden Augen beim Spielen.
Neben den Anthropos-Jugendclubs in Krasnolessje, Prochladnoje und Lwowskoje, die für Renovierungsmaßnahmen sowie verschiedene Kinder- und Jugendveranstaltungen Unterstützung erhielten, bekam auch der Jugendclub der Gemeinde Gromowo für die Anschaffung von Einrichtungsgegenständen finanzielle Mittel.
Das ‚Psycho-Neurologische Zentrum‘ in Gromowo, dessen Leitung von unserem langjährigen russischen Anthropos-Mitglied Yuri Kusnezow, der seine Arbeit gesundheitsbedingt nicht fortführen kann, an Frau Walentina Alexandrowa übergeben wurde, erhielt für die Gestaltung der Wege und Grünflächen auf dem Gelände finanzielle Unterstützung, wofür die Patienten freudig dankten.
An dieser Stelle möchten wir Yuri Kusnezow unseren herzlichen Dank für seine jahrelange engagierte und unermüdliche (Zusammen-)Arbeit aussprechen! Du warst und bist ein phantastischer Partner!
Ausgebremst…
Leider konnten in diesem Jahr nicht alle Sach- und Geldspenden aus Deutschland so komplikationslos ihre Empfänger erreichen. Unsere beiden Anthropos-Mitglieder Dr. Beate Voß und Dr. Ursula Krönert hatten zum Jahreswechsel Sachspenden an unseren Koordinator Jürgen Leiste für hilfsbedürftige Menschen in der Gemeinde Jasnoje im Slawsker Rayon übergeben, die ihr Ziel nicht erreichen konnten, da er kurz vor Jasnoje von der Grenzpolizei festgenommen wurde.
Das kam so: Für die Grenzzone zu Litauen muß man eine Sondergenehmigung einen sog. Propusk vorlegen können, die unserem Koordinator trotz mehrfacher Bemühungen bis zum heutigen Zeitpunkt ohne Begründung nicht erteilt wurde. Solche Situationen erleichtern unsere gemeinnützige Arbeit nicht unbedingt, wie wir wissen. Früher erhielt man problemlos eine solche Genehmigung bei der Einreise in dieses Gebiet.
Wir lassen uns jedoch nicht – und das ist versprochen – von derartigen Erschwernissen unser langjähriges, freundschaftliches, grenzüberschreitendes und völkerverbindendes Verhältnis zu all unseren Partnern des Anthropos e.V. im Kaliningrader Gebiet beschädigen. Das sind wir insbesondere unseren Kindern und Jugendlichen schuldig, denen wir bereits seit über zwanzig Jahren zuverlässige Wegbegleiter und Helfer sind.
Krasnolessje – vorbildhaft
Die tolle Weiterentwicklung unseres Anthropos-Jugendclubs in Krasnolessje – wir berichteten im letzten Anthropos-Report über dessen Renovierung – ist ganz maßgeblich von der Leiterin Irina Kowardo und ihren Aktivitäten bestimmt. Im Bereich Gesang und Tanz, besonders für die Kinder nach der Schule, sowie bei der Durchführung von Veranstaltungen, hat sich Irina eine Vorbildfunktion im gesamten Rayon Nesterow erarbeitet. Gern unterstützen wir diesen Jugendclub in der Rominter Heide im südlichen Gebiet Kaliningrads auch weiterhin.
Im September 2016 findet die nächste Folge einer weiteren Traditionsveranstaltung statt – „Lieder der Generationen“ –, die von Irina Kowardo in Zusammenarbeit mit dem Anthropos e.V. geplant und durchgeführt wird. Was das bedeutet, kann nur der ermessen, der selbst schon einmal derartige Veranstaltungen organisiert und durchgeführt hat.
Ich bin als Koordinator stolz darauf, mit solchen aktiven Frauen zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten zu dürfen. Von derartigen praxisbezogenen Pädagogen gibt es in unserem russischen Anthropos-Verein erfreulich viele; sie sind die Lokomotiven, die wirklich etwas bewegen – in Liebe und Verständnis zu und mit ihren Kindern. Dem gebührt immer wieder unsere volle Hochachtung.
Seminare mit Hans-Wolff Graf, Swetlana Dovzhenko und Yuri Deschkositsch
Auf dem Gebiet der Bildung und Erziehung ist unser Gründer und Vorsitzender des Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt, Hans-Wolff Graf weiterhin unermüdlich im Kaliningrader Gebiet tätig. Gerade die Seminare der „Elternakademie“, die regelmäßig in der Tschechow-Bibliothek stattfinden, setzen wertvolle Maßstäbe und Keime für die Erziehung und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Seine vielfältigen und jahrelangen Erfahrungen auf den Gebieten der Pädagogik, Psychologie und Philosophie beflügeln nun auch seine engsten russischen Partner, Swetlana Dovzhenko und Yuri Deschkowitsch, beide Diplompsychologen, zur Durchführung von Seminaren und Gesprächsrunden. Swetlana, die Präsidentin des ‚Sojus Anthropos Kaliningrad‘, führt nicht nur Seminare, sie ist als Psychologin auch Ansprechpartnerin für Konsultationen mit Einzelpersonen, Paaren und Familien.
Dafür kann an dieser Stelle nicht genug gedankt werden; wissen wir doch um den Stellenwert einer allumfassenden Erziehung und Förderung unserer Kinder und Jugendlichen zu autarken, selbstbestimmten Mitgliedern unserer Gesellschaft. (Feedbacks der Seminar-Teilnehmer finden Sie auf 15 und 16 im Anthropos-Report 2016)
Die Bildungsprojekte der Tschechow Bibliothek, wie die Literatur- und Literaturgeschichtswettbewerbe „Bernsteinfeder“ und „Mein Tschechow“ sind als Traditionsprojekte auch in diesem Jahr vom Anthropos e.V. gefördert worden. Von der Nachhaltigkeit dieser Projekte bei der Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen zeugen die hervorragenden Leistungen, die von den Teilnehmern im Bereich Literatur und Literaturgeschichte erbracht werden. Die Preisträger dieser Literaturwettbewerbe vermitteln den Eindruck, daß hier eine Generation heranwächst, welche angesichts und trotz aller heutigen technischen Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten), die Literatur und Kunst als eine Bereicherung und Orientierung für das künftige Leben erlebt.
Ausflüge in das Museum „Alte deutsche Schule Waldwinkel“
Die Kinder des Sozialzentrums in Osjorsk und des Jugenclubs in Krasnolessje konnten einen ganz besonderen Ausflug in das Museum und Bildungszentrum „Alte deutsche Schule Waldwinkel“ erleben (siehe S. 20 und S. 21 im Anthropos-Report 2016).
In diesem vorbildlichen kleinen Museum, das von Inessa Natalitsch geleitet wird und ebenso liebevoll wie fachkundig eingerichtet wurde, können Kinder und Jugendliche das Schulsystem vor 1945 erleben (mit alten Schiefertafeln und Griffeln, dem Rohrstock, alten Schulranzen und Schultüten sowie vielen Fotos und alten Büchern) und über den schweren Anfang der russischen Menschen nach 1945 hören. An solch einem Museums-Tag dreht sich alles um die Schule – bis hin zu einer Schulspeisung früherer Zeiten.
Aber auch über die Tier- und Pflanzenwelt der Region im Rayon Polesk in der heutigen und früheren Zeit, in dem einstmals Deutschlands größtes Naturschutzgebiet existierte, werden die Kinder in lehrreichen kleinen Seminaren unterrichtet.
Unsere Anthropos-Freundin Inessa Natalitsch leitet dieses kleine Museum, das durch ihre private Initiative entstand, in vorbildlicher Weise; sie ist damit zu einem echten Leuchtturm für das ganze Gebiet Kaliningrad geworden. Dieses so wichtige Museum und die Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, aber auch für interessierte (nach der Besichtigung begeisterte) Erwachsene, dienen dem Kennenlernen der (Schul-)Geschichte der deutschen und russischen Völkergemeinschaften mit all ihren Traditionen. Ein Bildungsansatz, der durch den Anthropos e.V. auch zukünftig gefördert werden wird.
Wie aus dem diesjährigen Bericht über die zahlreichen Aktivitäten des Anthropos e.V. gut ersichtlich, sind auch in diesem Jahr Hilfsleistungen, Sachspenden und finanzielle Unterstützungen zielgerichtet, punktuell und projektbezogen durch die persönliche Betreuung unseres Koordinators Jürgen Leiste eingesetzt worden. Die aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden resultierenden finanziellen Mittel unseres Vereins konnten auch in diesem Jahr sehr effizient genutzt werden, was für unseren Verein, der weder staatlich, noch religiös vernetzt ist, der auf Werbung sowie einen großen Verwaltungsapparat verzichtet und in dem sich die Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich engagieren, besonders wichtig ist.
Das Zusammenwirken von praktischer Hilfe und zielgerichteter Organisation vor Ort ist der Schlüssel unseres Erfolges über so lange Zeit hinweg. Das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird dabei stets beachtet und praktisch umgesetzt.
So zeitigen unsere langjährigen Projekte ihre Erfolge, so z.B. das Psychoneurologische Zentrum, Gromowo, unsere Jugendzentren in den Rayons Slavsk, Nesterow und Osjorsk, unsere Seminare und Elternakademie, um nur einige Beispiele zu nennen.
Es ist am Ende dieses Berichtes nicht nur eine bloße Floskel, wenn wir uns hier ganz ausdrücklich bei allen Mitgliedern, Helfern und Unterstützern unseres Vereins auf das Herzlichste für ihre treue Unterstützung und Hilfe bedanken möchten.
Dies ist uns eine Herzensangelegenheit, denn wir wissen nach fast 30 Jahren sehr wohl, wovon wir in diesem Zusammenhang sprechen. Wie wichtig die Tätigkeit unseres Vereins gerade in der aktuellen politischen Zeit auf dem Gebiet der Völkerverständigung ist, spüren wir bei unserer Vereinsarbeit im Kaliningrader Gebiet und seit diesem Jahr auch in Kiew. Wir werden auch weiterhin an der Seite der Kinder, Jugendlichen und hilfsbedürftigen Menschen stehen, welche unserer Hilfe bedürfen.
All die in unserem Anthropos-Report genannten Sponsoren aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz tragen nachhaltig dazu bei, die vielfältigen Projekte unserer Vereinsarbeit zu ermöglichen, auch wenn wir nur ein kleiner Verein sind. Der verantwortungsbewußte, ökonomische und sinnvolle Umgang mit den Spenden ist für uns seit jeher ehernes Gesetz und absolute Transparenz dabei das oberste Gebot.
Für den Rest des Jahres möchten wir ihnen, liebe Mitglieder, Freunde und Helfer des Anthropos e.V. – Für die Kinder dieser Welt von Herzen alles Gute wünschen. Bleiben sie uns weiterhin gewogen auch in schwierigen Zeiten. Wir sind es den Kindern und deren perspektivischer Zukunft schuldig.
Jürgen Leiste und Nicola Trautner
Ich schaute den Himmel, ich schaute die Erde, ich schaute das Meer, bald alles zusammen, bald jedes für sich, und über jedes geriet ich in Entzücken, konnte nicht davon lassen, ich sah und blickte, ratend und ringend, gewahrend und genießend das Ganze in unersättlichem Vergnügen.
Worte des Andrenio aus „Das Kritikon“ von Baltasar Gracián